Donnerstag, Oktober 27, 2016

Vermischtes vom 27. Oktober 2016

1. Der Schweizer Tages-Anzeiger berichtet über eine Talkshow zum Thema "Sexismus":

Bis auf einen Gesprächsteilnehmer war sich die Runde einig. (...) Dieser eckt an diesem Abend immer wieder an. Gemäss Grob besteht die Gefahr, dass die Politische Korrektheit die Meinungsäusserungsfreiheit beschränkt - und konsequent umgesetzt sogar totalitär werden kann. Nach Grob würden die Männer heute schon unter einem "Generalverdacht der Vergewaltigungskultur" stehen. Männer seien deswegen verunsichert, Frauen anzusprechen und mit ihnen zu flirten. Mit dieser Einstellung verliert Grob. Er versucht zwar immer wieder das Bild vom "armen Mann" zu zeichnen, doch kaum gibt er etwas von sich, wird er in der Runde belächelt.


Aber hat die Runde dann damit Ronnie Grob nicht in Wirklichkeit bestätigt?



2. In Australien entsteht eine kontroverse Debatte um die Weigerung eines Kinos, Cassie Jayes Männerrechtler-Dokumentation "The Red Pill" zu zeigen. Dabei ergreifen die ersten Journalistinnen Stellung gegen diese spezielle Form von Zensur. So schreibt im australischen Spectator Nicola Wright:

This sort of censorious silencing of other opinions is exactly the kind of attitude that has given rise to the more extreme MRAs. The culture of attacking, blocking and censoring opinions you don’t like is not only wrong but also counterproductive. People don’t want to be told that their concerns don’t matter. When a discussion about the rates of suicide being higher for men that for women, is answered with ‘but women attempt suicide more’, then it’s no wonder some of these people are feeling frustrated. There are plenty of issues that are unique to men, and saying ‘yes but’ each time they are brought up fosters an environment of frustrated extremism.

Since the petition to withdraw the screening of The Red Pill by Palace Cinemas had its victory, a counter petition has claimed over 7000 signatures from people who don’t like being told what movies they can see and who agree that the film should be screened. The Streisand effect in full colour.

I haven’t seen the movie and I’m not an MRA, and before the censorious actions of the feminists behind the Palace Cinema’s cancelling of the screening, I wasn’t all that interested. Now though I want to find out what all the fuss is about, so I’ll be watching it at soon as I get the chance and in doing so exercise the freedom to form my own opinions.


Die australische Herald Sun titelt Why we should have the right to see feminist’s controversial pro-men film, ‘The Red Pill’. Die Autorin dieses Artikels befindet:

At risk of receiving copious quantities of hate mail, I confess I am a feminist. But I really want to see this film. (...) Not because I expect it to confirm my views, but precisely because it will challenge them. We should never be so set in our ways that we can’t listen to opposing viewpoints. Surely debate is the foundation of democracy, and freedom of speech a cornerstone right.

(...) Nothing is black and white. Nothing simple. Just because I want to see this movie, doesn’t mean I expect to agree with everything (or anything) in it. It doesn’t mean I support men’s rights activists. Cassie Jaye approached this project with an open mind, and we should approach her film in the same way. I object to groups, no matter how well-meaning, denying me the opportunity to see a film and have my views challenged. If you don’t like it, just don’t go and see it.




3. Das Stapel-Chips-Blog beanstandet eine diesem Beitrag zufolge himmelschreiende Verlogenheit von Anne Wizorek beziehungsweise deren unkritische Wiedergabe durch den Hessischen Rundfunk. Während sich Wizorek im HR als Heldin eines Dialogs auf Augenhöhe brüste, würden zahllose Menschen, die ihr auf Twitter widersprechen oder eine kritische Frage stellen, von ihr in Wahrheit konsequent blockiert.



4. Die Autorin des feministischen Superhelden-Comics "Mockingbird" verlässt unter lautstarker Begleitmusik diverser Medien Twitter wegen angeblich nicht mehr erträglicher Belästigung. Doch Belege für diese Belästigung sind nicht zu finden.



5. Die Post. Immer wieder erhalte ich Mails, die nicht direkt an mich gerichtet sind, sondern bei denen ich nur ins CC gesetzt werde, um zu zeigen, wie der Absender gegen die herrschenden Verhältnisse protestiert. Aktuell gehört dazu ein Brief eines ungenannt bleiben wollenden Instituts an die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, dessen Veröffentlichung auf Genderama mir gestattet wurde:

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit der Ausgabe vom 16. Oktober 2016 wurde die sich unsereseits bereits seit geraumer Zeit aufbauende Irritation über den journalistischen Stil und die Inhalte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (deutlich entfernt von der Mutter FAZ) überschwellig, weshalb wir hiermit unser bestehendes Abonnement zum nächstmöglichen Termin kündigen.

Dieses Mal irritierte die Vielzahl feministisch inspirierter bis offen männerfeindlicher Beiträge. Dazu nur einige Hinweise: das Interview mit Judith Butler war durchaus lesenswert, aber leider sehr unkritisch, gerade auch zu Butlers Lob der deutschen Feministinnen für ihre Reaktion auf die Ereignisse auf der Kölner Domplatte (Seite 54/55). Die Grafiken auf Seite 42 (unter der Schlagzeile "Frauen erobern die Büros") können auch mit dem besten Willen nur als oberflächlich bewertet werden. Volker Zastrows Kommentar ("Es geht um Richtig und Falsch") auf Seite 12 war immerhin als solcher gekennzeichnet, würden nur Meinung und Faktendarstellung durchgängig so deutlich getrennt! Er glaubt aber sicher nicht im Ernst, dass "der [angesichts der von Zastrow gewählten Darstellung: implizit primäre oder sogar einzige] Maßstab für jede Gesellschaft ist, wie sie ihre Frauen und Mädchen behandelt. So ist es. Überall, genau so."? Inhaltlich solchermaßen verengt, fügt sich auch Zastrows Kommentar ins so überaus einseitige Bild dieser Ausgabe. (Und auch: Gäbe es nicht weitaus gewichtigere Kritikpunkte am republikanischen Präsidentschaftskandidaten?) Einen Kommentar zum Artikel auf Seite 41 ("Kinder vorm Traualtar") über 13jährige "verheiratete" Mädchen in Deutschland sucht man dagegen vergeblich. Dringlich erschien der Redaktion wohl das Problem von Adidas (eine halbe Zeitungsseite füllender Artikel "Wo bleibt die Frau für Adidas" auf Seite 33), aber immerhin weiß sie uns dann doch zu beruhigen: "Die Suche nach weiblicher Verstärkung hat schon begonnen." Auf Seite 21 dann "Instinkt statt Excel-Tabellen", ein Lobgesang auf sechs junge Frauen. Den Höhepunkt aber liefert Friedrike Haupt auf Seite 8 mit "Männer in Umkleiden"... – Frau Haupt gehört das Mitgefühl unseres ganzen Instituts. Wieviel Zeit verbrachte sie mit der vergeblichen Suche nach wenigstens einem Mann, der sich von ihr hätte vorführen lassen?

Wir jedenfalls werden künftig weder Zeit noch Geld für diese uns enttäuschende Variation des von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eigentlich gewohnten und auch erwarteten Qualitätsjournalismus aufwenden. Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit und verabschieden uns hiermit aus dem regelmäßigen Leserkreis der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

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