Montag, Mai 11, 2015

Hadmut Danisch: Wie ich Volker Beck dazu brachte, mit seinem Gegrinse aufzuhören

Der Publizist Hadmut Danisch hat an dem "Fachgespräch Wer will die Uhr zurückdrehen? Strategien gegen Anti-Feminismus und Homophobie" telgenommen, das Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag ausrichteten, und darüber einen ausführlichen Beitrag verfasst. Wer sich ernsthaft für die aktuellen Befindlichkeiten der Grünen bei diesem Thema interessiert, sollte sich am besten 20 Minuten Zeit nehmen und Danischs vollständigen Artikel lesen. (Dort erfährt er auch, wie Danisch Becks Dauergrinsen entgleiten ließ.) Für alle, denen die Zeit fehlt, hier ein paar ausgewählte Best-Ofs von Danischs Reportage.

Danischs Gesamteindruck:

Wie bei so vielen feministischen Veranstaltungen in letzter Zeit kam da eigentlich gar nichts mehr rüber, nichts Neues und nichts Inhaltliches. Oder kaum Neues, ein, zwei Details unten. Es fällt mir immer öfter auf, dass da im Feminismus eine Art Stillstand eingetreten ist und die sich auf Durchhalteparolen, Selbstbeweihräucherung und Beschimpfung des Restes der Menschheit beschränken.


Kommt es zum Abschied von der Rechtsradikalismuskeule?

Bisher lief das auch so, weil kaum jemand ernstlich was dagegen hatte und man die wenigen leicht als Rechtsradikale hinstellen konnte. Inzwischen ändert sich aber auf Gegnerseite etwas, da baut sich was auf, und sie merken das. Aber sie wissen nicht, wie sie nun damit umgehen sollen, weil sie sich das nie vorstellen konnten, dass es außer leicht zu beschimpfenden Rechtsextremen und solchen mit "Angst um Männerprivilegien" irgendwen geben könnte, der anderer Meinung als sie wäre.


Eine neue Strategie scheint man im grünen Lager aber noch nicht gefunden zu haben:

Die alte Masche zieht nicht mehr, dafür baut sich erstmals eine Gegenbewegung auf. Sie versuchen nun irgendwie, sich dagegen zu positionieren. Es hört sich für mich aber eher danach an, sich gegenseitig Mut zuzusprechen und sich im Glauben zu festigen, als eine Strategie zu entwickeln.

Sie stellen sich selbst immer als die Guten, Progressiven, Fortschrittlichen dar, die Menschenrechte achten, respektieren, Rechte bringen, die wissenschaftlich und intellektuell sind, gerade so, als ob automatisch alles gut und heilig wäre, was von den Grünen kommt. Sie sind die "Emanzipationsbewegung" und "Aufklärer", alle anderen sind "anti-emanzipatorisch" und "gegenaufklärerisch". Moral: Man kann gar nicht gegen die Grünen sein, die sind der Inbegriff alles Guten und Schönen. Und wundern sich dann, dass es Leute geben kann, die nicht ihrer Meinung sind.


Öffentliche Gelder werden womöglich nicht sehr sinnvoll eingesetzt:

Da kam bei mir eher die Gegenfrage, nämlich wer den Gender-Krampf finanziert (...). Und es ist – ich habe ja schon oft darüber gebloggt – auffällig, wie korrupt das abläuft und wie die immer wieder Gelder unterschlagen und veruntreuen. Etwa durch die vielen Professorinnen und Forschungsprogramme, aus denen nie etwas herauskommt. Oder die omnipräsente und auch heute wieder mitmischende Anne Wizorek, der man ja die Vortragshonorare wohl wie Zucker in den Arsch bläst, obwohl ihr eigentlich kaum etwas zu sagen einfällt. Und obwohl die intellektuell ganz ganz dünn bestückt ist, verriet man heute, dass sie demnächst gleich auch noch Sachverständige für die Bundesregierung für irgendeinen Gender-Report ist. Der wird wieder das Papier nicht wert sein, aber viel Honorar kosten. Fragt sich, was die dazu überhaupt befähigen soll. Nach Befähigung geht’s in der Politik aber schon lange nicht mehr, sondern da wird beauftragt, von wem man weiß, dass er genau das liefert, was man hören will. Nennt sich dann "Sachverständige".


Einer der Redner zeigte sich besonders erschüttert, dass in den Medien der Druck zur feministischen Einheitsmeinung marginal bröckelt:

Und er schimpfte darüber, dass man einer Ronja von Rölle erlaubt habe zu sagen "Mich ekelt der Feminismus an". Vor 10, 15 Jahren hätte sich sowas niemand zu sagen getraut. (...) Und er fragte: "Warum trauen sie sich, warum kommen sie jetzt aus den Löchern?"


Das könnte er leicht herausfinden, er bräuchte zum Beispiel mich nur mal in meinem Loch besuchen zu kommen. Anscheinend möchte man im grünen Lager Maskulisten aber lieber wieder totschweigen, was etwa die "taz" ohnehin seit einigen Jahren macht, weil sie argumentativ gegen uns ohnehin nicht punkten kann:

Maskulisten kommen in diesem Feindbildschema nicht mehr vor. Tatsächlich fragte eine Feministin aus dem Publikum später, wo Maskulisten darin einzuordnen wären. Er sagte, sie wären unter Intellektuelle einzuordnen, hörte sich dabei aber an, als hätte er sich lieber die Zunge abgebissen als das zu sagen. Er versuchte das dann etwas zu relativieren indem er fragte, wo "intellektuell" anfange, etwa "ab Doktortitel?".


Nein, da wo man ohne solche billige Polemik auskommt.

Hinrich Rosenbrocks "Erkenntnisse" darüber, wie schwach und unbedeutend Feminismuskritiker seien, sind inzwischen selbst bei den Grünen nur noch Altpapier:

Es ist halt schon blöd, wenn die Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen jahrelang pöbelt, die Feminismuskritiker müsse man nicht beachten, das seien alles nur unorganisierte, rechtsradikale Spinner und Muttersöhnchen, die Angst um ihre Privilegien haben, sich der Feminismus darauf einstellt, und sie nun zugeben müssen, alles Quatsch.


Anne Wizorek weiß nur die politisch korrekten Frauen zu schätzen:

Auch Wizorek schimpfte über den Ronja-Ekel-Artikel in der Welt. Das sei "wahnsinnig radikal". (Ach, und #Aufschrei war nicht radikal oder was? Die denken, sie hätten ein Medienmonopol.) Und Birgit Kelle sei ja auch nur ein Postergirl. (Ach, aber Männer als Sexisten an die Wand stellen, wenn die sowas sagen. Rainer Brüderle ist ein übler Sexist, weil er ein Dirndl lobt, aber Birgit Kelle als Postergirl einzustufen ist bei denen völlig OK.)


Um dem wachsenden Unmut in der Bevölkerung Herr zu werden, setzt man auf Methoden, die wohl nicht nur Hadmut Danisch als konträr zu einer liberalen Demokratie wahrnimmt:

In der Bevölkerung gäbe es Empörung, und – da war durchaus Entsetzen im Unterton zu hören – "die Debatte entgleitet uns völlig".

(...) Dann kam noch etwas, ein Einwurf von einem anderen Mann, der, wenn ich das richtig verstanden habe, vom Berliner Senat war, was mich ziemlich entsetzt hat.

(...) Und die Erläuterungen hatten es in sich. Die planen da eine regelrechte Sabotage. Da werden möglichst viele Gegendemonstranten herangeholt, um die da niederzubrüllen.

Und noch schlimmer: Sie sagten, dass sie – weil die "besorgten Eltern" wohl nicht schnell genug waren - für diesen Tag ganz viele andere Demos angemeldet haben. Ich habe sie so verstanden, dass sie damit einfach alle demo-geeigneten Plätze mit Publikumswirkung belegen wollten.

Macht Euch das klar: Mitten im Bundestag organisiert eine Bundestagsfraktion die Sabotage des verfassungsrechtlich garantierten Demonstrationsrechts.


Ein schwuler Redner fühlt sich von den Frauen im Stich gelassen:

Dann zog der voll vom Leder.

Gegen Frauen.

Wegen Hochverrats.

Bislang seien doch Schwule die besten Freunde der Frauen gewesen und umgekehrt. Bisher sei man immer davon ausgegangen, dass Frauen auf "unserer" Seite seien.

Und nun würden Frauen wie Kelle – obwohl Frau – gegen die Homo-Lobby zu Felde ziehen.

Ach, herrje.


Zuletzt zieht Hadmut Danisch das folgende Fazit:

Erstens: Es läuft nicht mehr rund. Sie bekommen Gegenwind und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Zweitens: Allianzen zerbrechen. Die Verbindungen zwischen Grünen und Ostblock, zwischen Schwulen und Frauen und zwischen Feministen und Journalisten scheinen massiv zu erodieren.

Drittens: Frauen sind nach Ansicht der Grünen dumm und unselbständig, nicht der eigenen Meinung fähig. Sie haben sich gefälligst einer eigenen Meinung zu enthalten und sich dem sozialistischen-traditionellen Kollektiv-Bündnis zwischen Frauen und Schwulen zu unterwerfen. Haben sie doch eine eigene Meinung, können sie nur von den Russen ferngesteuert sein.

Viertens: Die Leute dort. Widerlich. Arrogant, selbstgefällig, selbstgerecht, narzisstisch, herablassend, dumm, andere verächtlich machend, intrigant, verfassungswidrig, kriminell, mit mehrerlei Maß messend, beliebig den Standpunkt wechselnd, unlogisch, selbstwidersprüchlich, miserables Benehmen. Und unglaublich hässlich angezogen.


Letztere Sünde sollte man nicht geringschätzen! Schön, dass auch in Hadmut Danisch ein kleiner Oscar Wilde streckt. Metaphorisch gesprochen.

Fünftens: Maskulisten sind Intellektuelle.

Sechstens: Gender Studies sei das Infragstellen von Mutter-Vater-Kind und Heterosexualität.


Mein Gesamteindruck nach Danischs Reportage ist ebenfalls der einer gewaltigen Orientierungslosigkeit im grünen Lager. Längere Zeit hinweg hat man dort den Kopf über Wasser halten können, indem man Leute "Expertisen" schreiben ließ, die wenig analytisch waren und stattdessen nur die grünen Vorurteile bestätigen sollten: Kritiker von Feminismus und Gender seien eine letzten Endes vernachlässigbare Randgruppe von rechtsaußen. Dieser Quatsch war medienwirksam und wurde von der "taz" bis zu Tina Groll in der "Zet" gerne aufgegriffen, um Andersdenkende durch eine "soziologische Untersuchung" mundtot zu machen. Das hat aber nur bedingt funktioniert. Und angesichts der tatsächlichen Situation ist jetzt im grünen Lager guter Rat teuer.

Zu Danischs Reportage äußerte sich gestern bereits der Blogger "Adrian" ("Gay West"), eines der schwulen Mitglieder der Männerrechtsbewegung:

Ich kann den Danisch durchaus verstehen. So manches an der LGBTI-Bewegung muss einem Hetero vorkommen, als hätten wir Homos nicht alle Tassen im Schrank. Geht mir zuweilen selbst so.


Dabei ist vermutlich immer wieder neu zu diskutieren, wo genau zwischen schwulenfeindlichem Unfug und schwulem Unfug die Grenze verläuft.

Eine weitere Einsicht aus Dansichs Reportage: Galten früher alle Kritiker der Gender-Ideologie als "rechts", werden sie nun als Marionetten Moskaus karikiert. Bezeichnend bleibt das komplette Unvermögen im Gender-Lager, sich vorzustellen, dass die Meinung Andersdenkender von rationalen Erwägungen geleitet sein könnte. Bezeichnend für dieses Weltbild war auch der Auftritt Thomas Gesterkamps bei der jüngsten Veranstaltung der Friedrich-Ebert Stiftung. Wir erinnern uns: Gesterkamp hatte für diese Stiftung eine "Expertise" geschrieben, die aus persönlichen Attacken gegen Feminismuskritiker bestand. Darauf warf ihm Professor Hollstein vor, sich nicht einmal im Ansatz mit den Argumenten der von ihm verfemten Personen auseinanderzusetzen. Wie war vor wenigen Wochen die Reaktion Gesterkamps auf diese Kritik: Er konnte sie nur so einordnen, dass Hollstein verärgert darüber war, in Gesterkamps Expertise selbst kurz erwähnt worden zu sein, woraufhin sich Gesterkamp jetzt in Fassungslosigkeit darüber hineinsteigerte, weshalb er für eine so kurze Erwähnung derart abgekanzelt werde. Als einzige Erklärung ist für ihn persönlicher Neid vorstellbar. Damit wiederholt er genau jenes Verhalten, wofür ihn Holstein kritisiert hatte. Die Argumente auf der Sachebene kamen offenbar erst gar nicht in seinem Gehirn an.

Derselbe Mechanismus zeigt sich auf der Veranstaltung, von der Danisch berichtet. Im Genderlager scheint der zentrale Glaubenssatz zu sein: "Wir sind so großartig - wenn uns jemand nicht zustimmt, können dahinter nur dunkle Mächte oder psychische Störungen stecken." Es ist kein Wunder, dass man mit dieser Einstellung einer immer lauter und vielfältiger werdenden Kritik nicht mehr Herr wird – und von einer linksliberalen Feminismuskritik gleich komplett überfordert ist. Immer neue Verschwörungstheorien sind deshalb bislang die wesentliche Antwort.

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