Mittwoch, November 19, 2014

Wirtschaftswoche: "Der Mann hatte von Anfang an keine Chance"

Prädikatsexamen, beste Zeugnisse, knapp zehn Jahre Personalverantwortung in verschiedenen Unternehmen, aufgestiegen bis zur zweiten Managementebene, darunter drei Jahre in Peking verantwortlich fürs Asien-Geschäft, MBA: Jürgen Grüttner hatte jahrelang zielgerichtet darauf hingearbeitet, es bis ganz nach oben zu schaffen.

Als ein Konzern einen neuen Personalchef suchte, schien er kurz vor dem Ziel: Die Stelle passte perfekt zu dem 52-Jährigen, aus Sicht des vom Unternehmen beauftragten Headhunters war Grüttner der am besten qualifizierte Kandidat. Das Problem: Das Unternehmen wollte ihn nur der Form halber kennenlernen. Der Grund: Unter den drei Kandidaten der letzten Runde waren neben ihm auch zwei Frauen mit beachtlichen, wenn auch nicht besseren Lebensläufen.

"Der Mann hatte von Anfang an keine Chance", erinnert sich der mit der Kandidatensuche beauftragte Partner einer großen deutschen Personalberatung – der seinen wahren Namen genauso wenig preisgeben möchte wie Grüttner. Zu groß ist die Angst vor Repressalien. "Um eine Chance auf den Posten zu haben, hätte ich ihm eigentlich nur einen Rat geben können: eine Geschlechtsumwandlung."

Was auf den ersten Blick wie ein billiger Witz wirkt, entwickelt sich seit einigen Jahren für immer mehr hoch qualifizierte Männer zur bitteren Realität: Weil die Unternehmen eine gesetzliche Frauenquote fürchten wie der Teufel das Weihwasser, üben sie sich panikartig in vorauseilendem Gehorsam.


Hier geht es weiter mit dem Artikel von Manfred Engeser.

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