Freitag, Februar 21, 2014

Drei Texte zur Meuterei der Piraten unter Deck

Viele Genderama-Leser haben es durch meine Verlinkungen vermutlich mitbekommen: Die technische Abteilung der Piratenpartei, also vor allem die Gründer und die echte Basis, sind mittlerweile in einen Warnstreik getreten, weil sie die Anfeindungen der Parteilager gegeneinander nicht mehr ertragen haben. Dieser Warnstreik brachte die interne Piratenkommunikation zum Erliegen. (Ein Vorteil der Sache: Die aktuelle Austrittswelle bei den Piraten ist erst mal gestoppt, weil auch das Parteiaustrittsformular offline ist.)

Die Wirtschaftswoche erklärt, wie ernst die Situation der Piratenpartei kurz vor der Europawahl ist:

Viele haben (...) von den Grabenkämpfen und dem Zustand der Partei genug, gleich mehrere hochrangige Piraten haben die Partei verlassen. Der bisherige Landesvorsitzende in Rheinland-Pfalz, Heiko Müller, ist am Mittwoch aus der Partei ausgetreten. Zwei Tage zuvor hatte auch der ehemalige Bundesvorstand Matthias Schrade seinen Austritt bekannt gemacht. Auch Sebastian Nerz, ehemaliger Bundesvorsitzender und bis Ende 2013 Stellvertreter, kehrt der Partei den Rücken. Ex-Bundesvorstand Klaus Peukert war bereits zu Jahresbeginn ausgetreten. (...) Nun reden (...) viele Piraten davon, dass sich ihre Partei zu einer "MLPD 2.0" entwickelt.


Eine wichtige Rolle scheint bei den internen Grabenkämpfen eine politische Gruppierung zu spielen, von der höchstens wenige Einzelpersonen überhaupt noch Mitglieder der Piraten sind. Das wird etwa aus diesem Blogbeitrag deutlich:

Die Nazivergleiche schenke ich euch, die sind nur noch absurd. Weil ich "jemand" statt "jemensch" oder "eins" sage, war ich halt ein "sexistisches Maskuarschloch".


Auch ein Blogbeitrag mit dem hübschen Titel "Der Aufschrei der Leisen" erklärt, welches Kommunikationsverhalten für viele Piraten zunehmend unerträglich wurde:

Irgendwann wurde es dann zu einem: "Was du willst nicht das generische Femininum benutzen? Dann bist du ein Masku!" "Alle Anträge müssen gegendert sein, sonst kann man da auf keinen zustimmen!" "Das heisst nicht jemand, das heisst jemensch!" "Du bist nicht für uns? Dann bist du gegen uns!" "Ich finde mich durch deine offensive Sprache gestört, diese Creepercard ist für dich!" "Du findest die Aktion in Dresden scheisse? NAZI!" "Ihr schaltet die IT kurz ab und arbeitet dann nicht mehr? DAS IST ERPRESSUNG!"

Den Nerds wurden Regeln aufgezwungen die nicht ihre waren und wer sich nicht daran hielt und dazu auch noch offen stand, wurde auf Twitter bloßgestellt, auf schwarze Listen verbannt und solange bedrängt, bis sie die Regeln angenommen haben oder aber gegangen sind. Die Menschen, die mal für freie Netze, Transparenz und Mitsprache kämpfen wollten, fühlen sich mehr und mehr aus der Partei verdrängt. Jetzt schreien sie auf. Das erste mal. Sie werden laut. Meiner Meinung nach: Gottseidank.


Hundertprozentig sicher bin ich mir aber noch nicht, ob die bisherigen Wortführerinnen der Piraten "Masku" oder "Nazi" als das härtere Schimpfwort verwenden.

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