Sonntag, Dezember 29, 2013

"Modernerer Feminismus" für SPD gefordert

Anke Hassel, Professorin für Public Policy an der Hertie School of Governance in Berlin, ruft nach Reformen in der SPD und dabei insbesondere nach einer neuen "Frauenstrategie". Das erfahren wir aus einem Artikel Daniel Friedrich Sturms in der "Welt", wo es weiter heißt:

Hassel beschreibt die Sozialdemokratie gewissermaßen als alten (westdeutschen) Onkel, verordnet ihr eine Verjüngungskur – und mehr Frauen. "Netzaffine Feministinnen sind der Kontakt zur nächsten Generation und keine Dekoration auf Podiumsdiskussionen", schreibt Hassel in der "Berliner Republik".

"#Aufschrei" und Alltagssexismus seien wichtige Themen, um mit jungen Frauen ins Gespräch zu kommen: "Ihnen praktisch und politisch beizustehen wäre eine wichtige Aufgabe der SPD." Über die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) mokiert sie sich. Mit der AsF dominiere in der SPD ein "institutionalisierter Feminismus, der oftmals verhärtet und verkämpft erscheint".

Genau darüber beklagen sich immer wieder Sozialdemokratinnen, zuweilen mit dem Hinweis, sie gingen nicht zur AsF, sie seien schließlich modern. Dieses Attribut spricht auch Hassel der AsF ab: "Diese Form des Feminismus wirkt oft so, als sei er bei August Bebels Schrift ,Die Frau und der Sozialismus' stehen geblieben."


Die Erklärung, inwiefern es sich beim aktuellen Netzfeminismus um eine modernere Variante dieser Ideologie handeln soll und nicht lediglich alten Wein in neuen Schläuchen bleibt uns der Artikel leider schuldig. Inwiefern beispielsweise ist das Ausgrenzen männlicher Sexismus-Erfahrungen durch die Aufschreihälse nicht "verhärtet und verkämpft" - oder Attitüden, die in Debatten wie dieser zur Schau getragen werden?

Jedenfalls, so heißt es in dem Beitrag in der "Welt" weiter, forderten auch fünf junge Sozialdemokratinnen in einem gemeinsamen Aufsatz einen "moderneren Habitus" der SPD:

Deren Führung müsse "breiter aufgestellt sein ... Dazu gehören mehr Frauen in Spitzenpositionen, mehr Jüngere, mehr Parteimitglieder mit Einwanderungsbiografie." Kurzum: "Wollen wir eine Volkspartei sein, dann müssen wir das Volk auch abbilden."


Es ist vermutlich reiner Zufall, dass die Autorinnen selbst zu eben jenen Gruppen gehören, die sie in Spitzenpositionen sehen möchten. Selbstverständlich geht es ihnen allein um eine "modernere Partei".

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