Montag, März 19, 2012

Titelgeschichte: Warum Frauen mehr verdienen als Männer

Eine vermeintliche Lohnlücke von 23 Prozent zu Lasten der Frauen – eine Behauptung, die statistisch nicht haltbar ist – wird in unseren Medien tagtäglich als immenses Problem behandelt. In meinen Büchern sowie hier in meinem Blog Genderama habe ich immer wieder darauf hingewiesen, wie sehr sich das Lohngefälle in Wahrheit vielfach längst zu Lasten der Männer dreht. Am weitesten vornedran sind hier die USA, wo in Städten wie Dallas und Atlanta die durchschnittliche junge Frau heute 1,18 $ bzw. 1,14 $ für jeden Dollar verdient, den ein gleichaltriger Mann als Einkommen erhält. Wenn immer wir Männerrechtler aber darauf aufmerksam gemacht haben, um wieviel komplexer der Geschlechtervergleich in diesem Bereich ist, als die feministische Lobby uns glauben macht, reagiert das Gender-Establishment mit massiven Versuchen, uns aus der Debatte auszugrenzen und zum Schweigen zu bringen – Versuche, die bis zum Rufmord gehen.

Nur: Das alles nützt ja nichts. Irgendwann werden die tatsächlichen Verhältnisse so offensichtlich, dass selbst die etablierten Medien darüber berichten müssen – nur tun sie dies natürlich noch immer mit ihrem ganz eigenen Spin. So lautet die Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe des Time-Magazins, Marktführer unter den Nachrichtenmagazinen der USA: The Richer $ex. In dem Artikel geht es darum, dass im Jahr 2009 bereits in fast 40 Prozent der amerikanischen Haushalte die Frau mehr verdiente als ihr Mann. Bemerkenswert ist der Untertitel dieses Beitrags, der ebenfalls auf dem Cover der TIME zu lesen ist: "Frauen überholen Männer als Amerikas Brotverdiener. Warum das gut für jeden ist."

Ah ja. Wenn Männer angeblich deutlich mehr verdienen als Frauen ist das nichts, worauf Männer stolz sein können, sondern ein himmelschreiender Skandal, der in etlichen Medien angeprangert wird und zu dessen Bekämpfung es die unterschiedlichsten politischen Aktionen gibt. Kaum kann man die Augen nicht länger vor der Tatsache verschließen, dass Frauen inzwischen die Männer überholen, präsentieren unsere Medien das noch nicht einmal als simple Nachricht, über die sich jeder Leser sein eigenes Urteil bilden kann, sondern von Anfang an verbunden mit der Interpretation, warum DIESES Lohngefälle natürlich gut und sinnvoll sein wird.

Dass in JEDEM BERUF innerhalb der nächsten 25 Jahre Frauen mehr verdienen werden als Männer berichtete gestern auch die britische Daily Mail. Der Artikel enthält eine Graphik, die hübsch vor Augen führt, dass in den letzten Jahrzehnten der Anteil von berufstätigen Frauen nicht nur um etwa dreißig Prozent gestiegen ist, sondern auch der Anteil berufstätiger Männer um fast zwanzig Prozent fiel. Frauen geht es in Zukunft vor allem deshalb relativ betrachtet besser, weil es Männern schlechter gehen wird.

Die Gründe für diese Entwicklung sollten jedem Männerrechtler offensichtlich sein.

Das "Time"-Magazin bewirbt mit seiner Titelgeschichte übrigens ein morgen erscheinendes Buch Liza Mundys, das erklären soll, "warum diese Entwicklung unvermeidlich ist, welche schmerzhaften Anpassungen auf dem Weg dorthin gemacht werden müssen und warum sich sowohl Männer als auch Frauen am Ende überraschend befreit fühlen werden." Könnte man sich dieselbe Reklame vorstellen, wenn Wirtschaftswissenschaftler überraschend zu der Folgerung gelangten, dass auch in Zukunft Männer statt Frauen das "reichere Geschlecht" sein werden?

Liza Mundy gelangte bei ihren Forschungen übrigens zu Erkenntnissen, wie ich sie ebenfalls bereits mehrfach beschrieben habe: Frauen haben große Probleme damit, sich mit der geschilderten Veränderung anzufreunden. Sie fühlen sich zum Beispiel "in ihrer Ernährerolle" gefangen, statt wie bisher entscheiden zu können, ob sie Teilzeit arbeiten oder Hausfrau bleiben. (Männerrechtler berichten seit Jahrzehnten davon, wie sehr sich Männer durch ihre fehlende Wahlfreiheit gegenüber Frauen benachteiligt fühlen. Es wurde ignoriert.) Eine Frau schilderte Mundy, wie sehr ihre Zuneigung gegenüber ihrem Ehemann durch den Rollentausch zurückging und dass sie ihn jetzt weniger als Mann akzeptiere. Und schließlich zitiert Mundy sogar eine "wirklich progressive Feministin", die zugibt, in ihrer Rolle als Hauptverdienerin immer öfter zu denken "Es ist MEIN Geld, nicht UNSER Geld."

Für eine linke Männerpolitik wird es wirklich allerhöchste Zeit.

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