Freitag, Juli 24, 2009

"Die Zeit": Wirtschaftskrise ist eine Männerkrise

Das Positive: "Die Zeit" hat kapiert, dass die gegenwärtige Wirtschaftskrise sehr einseitig zu Lasten der Männer geht.

Während die Arbeitslosigkeit der Frauen in Deutschland weiter sinkt, ist die der Männer in den vergangenen Monaten um steile 17 Prozent gestiegen. An den Werkbänken von ThyssenKrupp, Bosch und Daimler ist die Jagd unterbrochen – nach dem nächsten Exportrekord, nach der Eroberung des nächsten Marktes, nach der Entwicklung noch schnellerer, stärkerer Autos. Millionen Männer in den Industrieländern haben ihren Job verloren, in Deutschland geht die Zahl erst in die Hunderttausende, weil mehr als eine Million noch in der Kurzarbeit überdauert und hofft, bald wieder gebraucht zu werden. Aber ist die Jagd nur unterbrochen? Oder ist sie zu Ende?


Das Negative: All das bringt "Die Zeit" natürlich nicht davon ab, ihren Artikel weiter tüchtig mit männerfeindlichen Klischees vollzurümpeln. Ob davon die Rede ist, dass die Männer "jetzt" (!) den Müll rausbrächten und einkaufen gingen, oder ob, wie eigentlich bei jedem Problem, die Männer mal wieder an allem schuld sind:

Denn wer hat die Krise angerichtet? Ein Blick auf die Vorstandsetagen zeigt: Vor allem Männer haben an den internationalen Finanzplätzen gezockt, haben in der Bankenaufsicht nicht genau hingeschaut, haben PS-Boliden gebaut, als sei Benzin ein nachwachsender Rohstoff. Männer saßen in den Anhörungen des amerikanischen Kongresses und mussten beichten, dass sie es so weit hatten kommen lassen. Von Männern geführte Banken wurden verstaatlicht. Klaus Schwab, der Gründer und Präsident des Weltwirtschaftsforums in Davos, zieht daraus den Schluss: »Mehr Frauen müssen in Führungspositionen in Regierungen und Banken, um künftig solche Krisen abzuwehren.«

Hätten Frauen mitentscheiden können, so lautet der Umkehrschluss, hätten sie die Weltwirtschaftskrise mildern, wenn nicht gar verhindern können. Weil sie vorsichtiger sind und anders mit Risiken umgehen. Dermaßen verallgemeinert, ist auch das ein Vorurteil. Allerdings liefern Studien wie etwa die des Forschungsinstituts The Conference Board of Canada seit Längerem Hinweise darauf, dass weibliche Aufsichtsräte an Prüfberichten, Risikomanagement und anderen Kontrollmechanismen tatsächlich interessierter sind und diese konsequenter einfordern als viele Männer. Und so fragt die Washington Post, fragt die Unternehmensberatung Boston Consulting, fragen Parlamentarier im britischen Unterhaus: War es das viele Testosteron? Schadet so viel Männlichkeit der Wirtschaft? Der Umwelt? Der Welt?


Die Autoren des Artikels (zwei Frauen, ein Pudel) steigern sich in eine Männerfeindlichkeit hinein, die man sonst selbst heutzutage nur in der "Emma" findet. Dabei wird die gegenwärtige Wirtschaftskrise nur als günstige Entwicklung dazu genutzt, die Geschichte vom "Untergang der Männer" ein weiteres Mal wiederzukäuen, nachdem dies in den letzten 20 Jahren auch ohne Wirtschaftskrise schon zigfach geschehen ist. Dass allerdings auch die höherwertigen Frauen diese Wirtschaftskrise nicht verhindert haben, weil sie es trotz zig Fördermaßnahmen nicht in jene Etagen schafften, wo dies möglich gewesen wäre, diese Verantwortung und diese 70-Stunden-Wochen offenbar auch gar nicht stemmen wollten - kein Wort davon in der "Zeit".

Auch von der Benachteiligung der Jungen im deutschen Schulsystem hat man in Deutschlands Intellektuellen-Zeitung Nummer Eins noch nie gehört:

Fleiß ist ein wesentlicher Grund dafür, dass Frauen so klar Bildungsgewinnerinnen geworden sind.

56,3 Prozent aller bestandenen Abiturprüfungen 2007 – abgelegt von Mädchen.

52,2 Prozent der Diplomprüfungen 2007: bestanden von Frauen.


Hier findet man die vollständige Katastrophe.

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