Mittwoch, März 18, 2009

Und was war sonst so los? (2)

So wie letzten Mittwoch möchte ich auch heute das Genderama-Schwerpunktthema "Benachteiligung der Jungen" für andere aktuelle Meldungen aus der Geschlechterdebatte unterbrechen.

Der Daily Mail zufolge verbietet die Europäische Union in Zukunft Anreden wie "Miss" und "Mrs.", "Madame" und "Mademoiselle" sowie "Frau" und das ohnehin ausgestorbene "Fräulein", weil diese sexistisch seien. Und das ist erst der Anfang – viele weitere Ausdrücke, die auf das Geschlecht einer bezeichneten Person Bezug nehmen, werden ebenfalls verboten:

Scottish Tory MEP Struan Stevenson described the guidelines as 'political correctness gone mad'.

He said: 'This is frankly ludicrous. We've seen the EU institutions try to ban the bagpipes and dictate the shape of bananas, but now they seem determined to tell us which words we are entitled to use in our own language.

'Gender-neutrality is really the last straw. The Thought Police are now on the rampage in the European Parliament.

'We will soon be told that the use of the words "man" or "woman" has been banned in case it causes offence to those who consider 'gender neutrality' an essential part of life.'


Naja, ihr Eurokraten habt ja auch mit aller Macht zu diesem Irrwitz beigetragen.

Auch in Deutschland wird der Feminismus noch als Heilsbringer gesehen – zumindest für die stark gebeutelte SPD. So forderte, nach norwegischem Vorbild, Frank Müntefering eine Frauenquote für Aktiengesellschaften. Ab 2013 sollen in den Aufsichtsräten zu mindestens 40 Prozent Frauen sitzen – oder wie immer man diese Wesen dann nach EU-Recht bezeichnen wird.

Derweil mehren sich die Indizien, dass der schwächere berufliche Aufstieg von Frauen etwas mit deren eigenen Entscheidungen zu tun haben könnte. So berichtet der FOCUS, dass Frauen nach einer Auszeit nur ungern wieder in Berufe zurückkehren, die sie als unangenehm empfinden – eine Freiheit, die Männer als Familienernäher nicht haben:

Als besonders unattraktiv erweisen sich Berufe mit langen Arbeitszeiten, das heißt mit mehr als 46 Stunden pro Woche – zum Beispiel bei Friseurinnen -, oder mit einem körperlich anstrengenden oder monotonen Arbeitsalltag – zum Beispiel der von Gebäudereinigerinnen. So nehmen Friseurinnen erst nach durchschnittlich 170 Monaten beziehungsweise 14 Jahren wieder eine Beschäftigung auf, viele kehren überhaupt nicht mehr zurück in den Beruf.


Derweil wird der Feminismus immer spleeniger: Im Libanon gibt es jetzt rosafarbene Taxis nur für Frauen. Und in Köln-Ehrenfeld Ampelmädchen.

Die kanadische National Post berichtet über eine neue Studie, die feststellte, dass in Sachen Sex inzwischen zweierlei Maß zu Lasten der Männer herrscht:

The study, published in the Canadian Journal of Human Sexuality, found that society accords men less "sexual latitude" than women, deeming it abnormal for a man to be disinterested in sex, to engage in homosexual fantasy, and to engage in submissive sexual acts.

"The double standard used to give men more sexual freedom than women, but these findings indicate that the dynamic is changing" said Alex McKay, research coordinator for the Sex Information and Education Council of Canada. "Men are forced to abide by a certain gender role, while women are today more free to be themselves. In this sense, the standard actually works against the man."


Unter der Schlagzeile Nach Scheidung muss jeder für sich selbst sorgen sieht Spiegel-Online ein "wegweisendes Urteil" des Bundesgerichtshofs in Sachen Unterhaltsrecht voraus.

Der Freitag thematisiert mit einem japanischen Brauch als Aufhänger das anhaltende Geschlechtergefälle beim Dating. Ein Auszug:

Die britische Webseite Top Table will herausgefunden haben, dass bei 85 Prozent der Rendezvous, die in einem Restaurant stattfinden, der Mann heimlich oder offen die Rechnung bezahlt - egal ob das Date gut verlief oder nicht. Nur ein Drittel der Frauen gab an, von sich aus vorzuschlagen, die Rechnung getrennt zu begleichen. Eine europaweit durchgeführte Studie von SAB Miller kam zu dem Ergebnis, dass 81 Prozent der Männer davon ausgehen, bei der ersten Verabredung mit einer Frau die Drinks zu bezahlen.

Dabei scheint es sich keineswegs bloß um ein Gebaren zum Umwerben einer möglichen Künftigen zu handeln. Auch in festen Beziehungen lassen Männer sich Geschenke mehr kosten. Recherchen der Internetseite Money Supermarket haben ergeben, dass britische Männer am Valentinstag 48, Frauen hingegen nur 22 Pfund ausgeben.

Halten Männer um die Hand einer Frau an, gilt in angelsächsischen Ländern die Faustregel, dass der Verlobungsring den Gegenwert von drei Monatsgehältern hat - was übrigens auch ein „Brauch“ ist, der auf die Initiative eines Unternehmens zurück geht: in diesem Fall der Diamantenfirma DeBeers.


Die "taz" meldet, dass "die 11- bis 17-jährigen Mädchen gerade den deutschen Buchmarkt bestimmen". Das erklärt einiges.

Für von prominenten Frauen begangene Gewaltakte stehen inzwischen nicht nur Rihanna und Amy Winehouse, sondern auch Angelina Jolie, die Brad Pitt "mit einer Tracht Prügel aus dem Haus" gejagt haben soll. Oder war es doch "nur" eine Ohrfeige? Viel interessanter als die Antwort auf diese Frage ist, dass für unsere Medien häusliche Gewalt durch Frauen kein Problem, sondern noch immer ein Schenkelklopfer ist: "Prügelina packt die Peitsche aus" betitelt so etwa der Schweizer "Blick" einen launigen Artikel.

Auch das Ex-Model Kelly Bensimon macht auf diese Weise Schlagzeilen :

Laut mehreren US-Medienberichten soll die temperamentvolle Promi-Frau ihren 30-jährigen Verlobten Nicholas Stefanov verprügelt haben. Resultat: Stefanov hat ein blaues Auge und eine tiefe Schnittwunde auf der linken Wange.

Ein Bericht der Fox-News schildert die Vorkommnisse: «Stefanov floh am Dienstagmorgen aus Bensimons Appartment an der Centre Street in New York und zeigte die zweifache Mutter danach auf dem nächsten Polizeiposten an.» Bensimon stellte sich erst zwei Tage später der Polizei und wurde wegen Körperverletzung angeklagt. Am 31. März findet ihre Gerichtsverhandlung statt.


Bemerkenswert ist einmal mehr die hilflose Reaktion, die das männliche Opfer mittlerweile zeigt:

Ganz anders tönt das von dem 30-jährigen Stefanov: «Sie ist ein grossartiges Mädchen. Ich will über das Geschehene wieder hinwegkommen. Aber was soll man machen, wenn einen ein Mädchen schlägt? Einfach nur stillhalten wie ein Punching-Bag?»

Ausserdem meinte der Geschlagene, dass er jetzt wohl im Gefängnis sässe, hätte er zurückgeschlagen. Und: Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass Bensimon ihn geschlagen habe.

Stefanov nimmt seine Peinigerin fast schon in Schutz, wenn er erklärt, wie «anständig» sie sich bei der Prügelei verhalten habe: «Sie war wenigstens so höflich und zog vor dem ersten Schlag den Verlobungsring aus.» Ausserdem sei sie am Abend des gleichen Tages noch zu ihm zurückgekehrt, wie er hinzufügt.


Eine Gruppe von Frauen, die den Ex-Musicstar Salome Clausen zusammengeschlagen haben, wurden inzwischen von der Polizei gefasst.

Und zuletzt mal wieder eine TV-Warnung: Die Phoenix-Talkrunde diskutiert heute Abend ein in den letzten Monaten auch in diversen Presseartikeln vorkommendes Thema, bei dem das weibliche Geschlecht mal wieder zum besseren Menschen phantasiert wird: "Die Wirtschaftskrise – Frauen wäre das nicht passiert?"

Unmittelbar nach meinem letzten Genderama-Wochenrückblick kam es zu einem Amoklauf, der Dutzende weitere derartige Gewaltdrohungen nach sich zog (schließlich sogar von einem Mädchen). Gleichzeitig und leider wohl auch dadurch bedingt hat das Jungenthema in den Medien einen großen Schritt nach vorne gemacht. Ich hoffe, dass die nächste Woche friedlicher wird und das Thema trotzdem in den Medien bleibt.

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