Donnerstag, Januar 10, 2008

Heult sich Hillary ins Weiße Haus?

Kein Meinungsforscher sah Hillary Clinton in New Hampshire vorn. Es musste also innerhalb der letzten Stunden etwas passiert sein, was die Umfragen noch nicht erfasst hatten. Als einzige Erklärung kommen da Hillarys feuchte Augen in Frage. Oft wiederholt im Fernsehen, lösten sie einen Solidarisierungseffekt bei den Wählerinnen aus. Die Frauen erinnerten sich über Nacht daran, wie schwer es auch heute noch sein kann, sich in einer von Männern dominierten Welt zu behaupten.


So beginnt der Kommentar Thomas Sprangs über die neuesten Entwicklungen des Vorwahlkampfes in den USA.

"Can Hillary Cry Her Way Back to the White House?" titelt Maureen Dowd dementsprechend für die "New York Times".

"Weinen kann man lernen" befindet Adelheid Müller-Lissner im "Tagesspiegel" und führt aus:

Sind Frauen nicht überhaupt viel näher am Wasser gebaut? Hat nicht jeder Mann im Lauf seines Lebens eine oder mehrere Vertreterinnen des „anderen Geschlechts“ kennen gelernt, die ihn mit ihrem Tränenstrom unter Druck gesetzt haben? Simone de Beauvoir, die gestern 100 Jahre alt geworden wäre, hat das Weinen der Frauen als ihren Versuch interpretiert, Niederlagen in Siege zu verwandeln. Schon in den Tränen selbst liege ein fast sinnlicher Trost: „Zart über die Haut rinnend, kaum salzig auf der Zunge, sind auch Tränen eine bittersüße Liebkosung.“ Männer hielten die hemmungslosen Tränenausbrüche ihrer Partnerinnen jedoch oft für unehrlich, schrieb die Feministin schon 1949. Doch die Tatsache, dass ihr Schluchzen den Mann außer sich bringe, liefere der Frau „einen weiteren Grund, sich hineinzustürzen“.


Und auch Franz-Josef Wagner ist ganz gerührt von Clintons Tränen. War doch nicht böse gemeint, Hillary! Komm, sei wieder fröhlich. Wir wählen dich auch zur Präsidentin, schau. So eine tapfere Frauenrechtlerin wie du bist. Und wenn es in den Verhandlungen mit den Iranern oder den Koreanern mal schwierig wird, heulst du ihnen einfach was vor.

Nein, ich sollte nicht sarkastisch sein. Immerhin hat Hillary die einzige Waffe entdeckt, die Obama, Edwards, McCain, Giuliani und Co. nicht zur Verfügung steht. Findiges Mädchen.

Labels: ,

kostenloser Counter