Donnerstag, Februar 22, 2007

„Wir nehmen den Jungs nicht die Autos weg!“

Die taz in Gestalt von Heide Oestreich wirft sich weiter für Gender Mainstreaming in die Bresche. Heute interviewt sie Susanne Baer, die als Leiterin des GenderKompetenzZentrums vorgestellt wird. Ein Auszug:

Die Rede von der Umerziehung ist Ausdruck diffuser Ängste und gezielter Aggressionen. Diese brechen sich jetzt Bahn, weil nochmals versucht wird, tradierte Vorstellungen von Männlichkeit zu behaupten, obwohl eigentlich klar sein dürfte, dass diese nicht mehr überlebensfähig sind. Gender-Mainstreaming hat Geschlechterthemen aus der Frauenecke herausgeholt und konfrontiert jetzt auch Männer mit Fragen, über die sie bisher hinweggesehen haben. Insofern sind die Aggressionen eine Art paradoxer Erfolg von Gender-Mainstreaming. (...) Wir tun gut daran, Debatten von dem simplen Schema "böse Männer - gute Frauen" zu befreien. Nicht den Frauen muss mal wieder geholfen werden, sondern beide Geschlechter sind die Zielgruppe. Gender-Mainstreaming eröffnet Männern neue Möglichkeiten neben der etwas tristen Alternative: Geld ranschaffen, aggressiv, rational und cool daherkommen. Und es geht um einen sehr alten und sehr schönen Wert: Gerechtigkeit.


Okay. Dass es nicht mehr um "böse Männer und gute Frauen" geht, hört sich ja schon mal gut an, allerdings hätte ich schon gerne etwas mehr Substanz, um zu glauben, dass das nicht nur ein weiteres Lippenbekenntnis sein soll. "Der Feminismus wird auch die Männer befreien" versprach Gloria Steinem schließlich schon in den 70er Jahren, und wir sehen täglich, was von diesem Versprechen zu halten war. Was den Rest angeht, fasse ich mal zusammen: Es werden neue Möglichkeiten für Geschlechterverhalten "eröffnet", während die alten "nicht überlebensfähig" sein sollen, es handelt sich aber um keine "Umerziehung". Hm. Und egal, ob die Reaktionen auf Gender Mainstreaming kritisch oder zustimmend ausfallen, beides wird als "Erfolg" gefeiert. Alles klar.

Ich glaube an die Seriosität von Gender Mainstreaming dann, wenn beispielsweise in der "taz" maskulistischen Autoren und Positionen genauso viel Platz eingeräumt wird wie feministischen. Bis dahin sieht mir das doch wie eine große Mogelpackung aus.

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